Exakt 60 Jahre nach der ersten Fußball-Europameisterschaft 1960 steigt im Sommer 2020, vom 12. Juni bis 12. Juli, die 16. Auflage des europäischen Kontinental-Turniers. Und schon jetzt ist klar, dass die EM 2020 stets eine besonderes Turnier sein wird. Denn gab es bislang in der Regel einen oder wie 2000 (Niederlande/Belgien), 2008 (Österreich/ Schweiz) und 2012 (Polen/Ukraine) maximal zwei Gastgeber-Länder, so findet die EM 2020 verteilt über den gesamten Kontinent statt. In gleich 12 verschiedenen Ländern Europas kämpfen die zum zweiten Mal nach 2016 24 Endrunden-Teilnehmer um die Nachfolge Portugals, das bei der letzten Europameisterschaft in Frankreich etwas überraschend den Titel gewonnen hat.
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Nur ein halbes Jahr, nachdem der damalige UEFA-Präsident Michel Platini erstmals eine europaweite Europameisterschaft ins Gespräch brachte, wurde bereits beschlossen, die EM 2020 verteilt über den gesamten Kontinent auszutragen. Am 6. Dezember 2012 traf die UEFA die Entscheidung, die für einige Diskussionen sorgte, aber gerade in den Ländern, die aufgrund ihrer Größe oder einer zu schwachen Infrastruktur nicht dazu in der Lage wären, ein solches Turnier alleine auszurichten, sehr positiv aufgenommen wurde. Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die EM 2020 in insgesamt 12 Städten ausgetragen würde.
Wenige Wochen nach dem Beschluss, die EM 2020 europaweit auszutragen, gab die UEFA die Kriterien für die Bewerbung als Austragungsort bekannt. Jeder UEFA-Mitgliedsverband konnte zwei separate Bewerbungen einreichen – eine für ein Paket bestehend aus drei Gruppenspielen sowie einem Achtel- bzw. Viertelfinale und eine weitere für die kleine Finalrunde mit den Halbfinal-Partien und dem Endspiel. Möglich waren dabei Bewerbungen mit der gleichen Stadt, aber auch mit zwei verschiedenen Städten.
Zunächst signalisierten 32 Mitgliedsverbände Interesse an der Austragung von Spielen der EM 2020, doch letztlich verzichteten 13 davon aus unterschiedlichen Gründen auf eine Bewerbung. Für die Finalrunde warfen nur Deutschland und England ihren Hut in den Ring, wobei letztlich London den Zuschlag erhielt. Dafür gehört München zu den elf übrigen Austragungsstätten, die von der UEFA am 19. September benannt wurden. Sechs Bewerberstädte (Cardiff, Jerusalem, Minsk, Skopje, Sofia, Solna) gingen leer aus.
Insgesamt ist es der UEFA gelungen, die Austragungsorte der EM 2020 tatsächlich über den gesamten Kontinent zu verteilen. Erkenne lässt sich indes schon ein gewisser Schwerpunkt auf West- und Mitteleuropa, was aufgrund der dort vorhandenen Infrastruktur aber nicht wirklich überrascht. Aserbaidschan mit Baku ist das mit Abstand östlichste Austragungsland, während ansonsten nur noch das russische St. Petersburg, das rumänische Bukarest und mit Abstrichen die ungarische Hauptstadt Budapest als osteuropäisch zu bezeichnen sind. Mit von Norden nach Süden Kopenhagen, Amsterdam, München und Rom ist das Zentrum Europas stark vertreten, während Bilbao im Westen sowie das schottische Glasgow, das irische Dublin und natürlich die Final-Stadt London das Feld komplettieren.
Länder wie Aserbaidschan, Irland, Dänemark, Rumänien oder Ungarn kommen damit in den Genuss, Austragungsort bei einem großen Turnier zu sein, was nur der auf 13 Städte verteilten EM 2020 zu verdanken ist. Eine komplette EM in Eigenregie durchzuführen, wäre nach der Erweiterung des Teilnehmerfeldes von 16 auf 24 Mannschaften ansonsten nur großen Nationen wie Frankreich, das als Gastgeber der EM 2016 diesmal nicht vertreten ist, Deutschland oder England möglich.
Mehr Informationen über die EM 2020 Spielorte finden Sie hier auf einer separaten Seite. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten jeden einzelnen Austragungsort im Rahmen eines Stadt-Portraits ausführlich vorstellen.
Die UEFA hat, wie bei jeder Fußball-Europameisterschaft zuvor, entsprechende Bewerbungskriterien für die Stadien vorgegeben. Ein hartes Kriterium war jenes, dass nur Stadien als Austragungsort für die EM 2020 in Frage kommen, die mindestens 50.000 Zuschauer Platz bieten. Für die Ausrichtung eines Viertelfinales sind 60.000 Plätze nötig und für die Finalspiele sogar 70.000 Plätze. Gleichzeitig hielt sich die UEFA aber die Option offen, bis zu zwei Ausnahmeregelungen für Gruppenspiele und das Achtelfinale zu treffen, von denen letztlich aber nur eine in Anspruch genommen wurde – mit dem 38.190 Zuschauer fassenden Parken in Kopenhagen. Alle übrigen Stadien erfüllen die vorgegebenen Kriterien.
Das Londoner Wembleystadion ist mit 90.652 Plätzen das größte Stadion und könnte dennoch bei den entscheidenden Spielen im Halbfinale und Finale problemlos mehrfach gefüllt werden. Das dürfte freilich auch für die meisten übrigen Partien gelten, zumal die UEFA plant, jedem Gastgeber in der Vorrunde zwei Heimspiele zu gewähren. Und wenn die eigene Mannschaft bei einem großen Turnier ein Heimspiel bestreitet, dürfte der Run auf die EM 2020 Tickets entsprechend groß sein. Und man kann davon ausgehen, dass es die meisten Gastgeberländer auch zur EURO schaffen werden.
Mit Ausnahme des Hampden Park in Glasgow, der seit 1999 nicht mehr umgebaut wurde, sind alle Stadien der EM 2020 noch relativ neu oder erst in diesem Jahrtausend modernisiert worden. Mit dem neuen Nationalstadion in Budapest, das nach dem legendären Ferenc Puskas benannt wird, befindet sich ein Stadion für die EM 2020 aktuell sogar noch im Bau.
Jeweils drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale finden in der Münchner Allianz Arena, dem Stadio Olimpico in Rom, dem Nationalstadion in Baku und dem Krestowski-Stadion in St. Petersburg statt, das aufgrund explodierter Baukosten mit rund 930 Millionen Euro das wohl teuerste Stadion der EM 2020 ist.
Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale werden im Parken in Kopenhagen, dem neuen San Mames in Bilbao, dem Hampden Park in Glasgow, der Amsterdam-Arena, dem Aviva Stadium in Dublin, dem Nationalstadion in Bukarest sowie im Wembley-Stadion ausgetragen.
Weiterführende Informationen rund um die EM 2020 Stadien haben wir hier für Sie zusammengetragen.
Neben der Austragung der Endrunde in ganz Europa betrifft eine relativ große Änderung auch die Qualifikation für die EM 2020. Denn neu eingeführt wird nach der WM 2018 die UEFA Nations League, in der alle 55 Mitgliedsverbände der UEFA teilnehmen. Von September bis November ergibt sich aus dem Abschneiden bei der Nations League die Einteilung in die Töpfe der Auslosung der EM-Qualifikation (am 2. Dezember 2018 im Convention Centre in Dublin), die dann von März bis November 2019 mit vier bzw. fünf Doppelspieltagen in zehn Fünfer- und Sechsergruppen ausgetragen wird. Die beiden ersten jeder Gruppe qualifizieren sich auf direktem Weg für die EM 2020. Die Play-offs zwischen den Gruppendritten, die es vor der EM 2016 noch gab, entfallen derweil. Dafür finden im März 2020 noch Play-offs wiederum basierend auf der Nations League statt, an denen natürlich nur noch nicht für die EM 2020 qualifizierte Mannschaften teilnehmen. Diese Play-offs werden nach dem Ende der EM-Qualifikation am 22. November ausgelost. Bereits Anfang Dezember ist dann die Auslosung der Vorrundengruppen der EM 2020 vorgesehen, bei der vier Teilnehmer noch offen sind. Sollte, etwa aus politischen Gründen, nach Abschluss der Play-offs eine neue Auslosung der EM-Gruppen nötig sein, würde diese am 1. April über die Bühne gehen.
Die UEFA Nations League wird in vier Divisionen ausgetragen, in denen wiederum in jeweils vier Gruppe a drei bzw. vier Mannschaften gespielt wird. Die Sieger jeder Gruppe nehmen an den Play-offs teil, sofern sie nicht über die EM-Qualifikation den Sprung zur EURO 2020 geschafft haben. Ist letzteres der Fall, rückt das nächstbeste noch nicht qualifizierte Team nach, gegebenenfalls auch aus einer niedrigeren Division. Innerhalb jeder Division wird ein EM-Startplatz ausgespielt, womit auch Nationen aus Division vier mit einem relativ niedrigen UEFA-Koeffizienten auf diesem Weg das Ticket zur EM 2020 lösen können.
Möchten Sie mehr über die EM-Qualifikation 2020 erfahren? Dann sollten Sie unbedingt hier vorbeischauen.
Nachdem die EM zwischen 1996 und 2012 stets mit 16 Mannschaften ausgetragen wurde, nahmen an der Endrunde 2016 in Frankreich erstmals 24 Nationen teil, was zu einem neuen und etwas komplizierteren Modus führte, der freilich auch schon früher bei Weltmeisterschaften, etwa 1990 in Italien oder 1994 in den USA Anwendung gefunden hat.
In sechs Vorrundengruppen kämpfen jeweils vier Mannschaften um den Einzug ins Achtelfinale. Die beiden Gruppenersten haben ihren Platz unter den letzten 16 sicher. Außerdem ziehen die vier besten Gruppendritten in die K.o.-Phase ein, sodass letztlich nur acht Teams nach der Vorrunde die Heimreise antreten müssen. Das führte bei der EM 2016 aus mehreren Gründen zu Kritik. So hielt sich die Spannung oft eher in Grenzen, während Nationen zum Teil zwei Tage nach ihrem letzten Spiel noch nicht wussten, ob es zum Weiterkommen reicht oder nicht. Nichtsdestotrotz gibt es bei 24 Teilnehmern zu diesem Modus zumindest aktuell keine bessere Alternative.
Nach der Gruppenphase geht es mit den Achtelfinal-Spielen und dann dem Viertelfinale weiter. Diese insgesamt zwölf Partien finden in zwölf verschiedenen Städten statt, ehe dann ab dem Halbfinale nur noch in London gespielt wird. Ein Spiel um Platz drei gibt es anders als bei Weltmeisterschaften auch bei der EM 2020 weiterhin nicht.
Mit Beginn der Qualifikationsspiele für die WM 2018 mussten sich die Fernsehzuschauer in Deutschland daran gewöhnen, dass die Spiele der DFB-Auswahl nicht mehr in den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen sind. RTL sicherte sich die Übertragungsrechte sowohl für die Qualifikation zur WM 2018 als auch zur EM 2020, womit der Fan, der Fußball in voller Schärfe genießen will, nicht umhin gekommen ist, ein HD+-Paket zu buchen.
Für die Endrunde der EM 2020 entstehen indes keine zusätzlichen Kosten, denn hier bleibt alles beim Alten. Wie bei den vergangenen Turnieren sicherten sich ARD und ZDF über ihre Sportrechte-Agentur SportA die Übertragungsrechte an der EURO 2020.
Die beiden Sender werden wie in der Vergangenheit abwechselnd von der EM 2020 berichten und jeweils einen gesamten Tag komplett auf Fußball ausrichten. Mit welchen Moderatoren, Kommentatoren und Experten ARD und ZDF die EM 2020 begleiten werden, wird erst noch bekannt gegeben.
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Bildnachweise:
Amsterdam: kirkandmimi / pixabay (CC0)
Wembley Stadium: Jbmg40 / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)