Das frühe Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft in Russland im vergangen Jahr hat beim DFB tiefe Narben hinterlassen – eben auch bei Joachim Löw, dem man die Strapazen und die entstandene Krise in den Wochen und Monaten danach förmlich ansehen konnte. Nun scheint Löw aber wieder voll fokussiert und voller Elan zu sein, wie auch Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff feststellt.
Rund 13 Jahre dauert die Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw bei dem DFB nun schon an. In dieser Zeit konnte man viele Erfolge feiern, doch hinter der Nationalelf liegt die bislang größte Krise unter der Führung von Löw. Der draus resultierende Umbruch schien unumgänglich und auch wenn vielerorts kritische Stimmen Löw gegenüber laut geworden waren, die dem 59-jährigen den Rücktritt nahegelegt hatten, blieb Löw selbst sattelfest.
Joachim Löw hat das Geschehene offenbar gut verdaut und blickt nach vorne. Im Fokus steht nun die anstehende Europameisterschaft 2020. „Auf mich wirkt er sehr frisch und sehr kommunikativ“, befindet Oliver Bierhoff im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Ein Mitgrund dafür soll eben auch der Umbruch sein. Löw findet demnach großen Gefallen daran, mit den jungen Talente zu arbeiten und um Spieler wie Tah, Klostermann oder Havertz ein hungriges Team zu formen. So glaubt Bierhoff, dass Löw „durch den Umbruch in der Mannschaft wieder unglaublich viel Spaß an der Aufgabe“ hat.
Individualität wieder verstärkt fördern
Nicht nur deshalb ist der ehemalige Stürmer der Ansicht, dass im kommenden Jahr sogar der EM-Titel drin ist, plant dabei aber auch etwaige Rückschläge mit ein: „Natürlich können wir Europameister werden. Daran müssen wir glauben. Aber wir sind nicht die Favoriten wie 2012 und 2016, andere Nationen sind uns mit der Erfahrung ihrer Teams ein wenig voraus“, so Bierhoff im Gespräch mit der Tageszeitung.
Bei der Ausbildung des Nachwuchses komme es außerdem wieder darauf an, Dinge wie „Individualität, Kreativität, Handlungsschnelligkeit“ mit in die Entwicklung einzubauen. Außerdem sei eine „gute Ansprache wichtiger als die 35. Analyse der Viererkette“.