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Abseits, Foul und Co.: Die Entwicklung der Fußballregeln im Verlauf der Zeit

EM 2020 News
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2020 feiert die EM ihr 60. Geburtstag. Doch die Geschichte des modernen Fußballs ist weitaus älter. Entstanden im England des 19. Jahrhunderts, wurde er innerhalb weniger Jahrzehnte auf der ganzen Welt der Lieblingssport von Millionen. Parallel zu der steigenden Popularität, wurden die Regelungen des Fußballspiels kontinuierlich modifiziert, um Fairness auf dem Feld sowie den Spaß beim Zuschauen für das Publikum zu erhöhen. Daher ist es nicht überraschend, dass viele Regelungen, die für die heutige Fangemeinde selbstverständlich sind, tatsächlich erst im Verlauf der Zeit eingeführt wurden.

Die Geburt des Fußballs und das erste Regelwerk

Der Geburtsort des Fußballs ist England. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Fußball zuerst in privaten Schulen als eine neue Form der körperlichen Ertüchtigung eingeführt. Genau zu einer Zeit, in der Englands Einstellung zu Entertainment und Freizeit, wie in anderen europäischen Ländern auch, eine Veränderung durchmachte. Das Reisen wurde zu einer wichtigen Freizeitaktivität. Spielhäuser gewannen dadurch an Popularität und führten ebenso zu Reisen in abgelegenen Orten wie Monte Carlo. Andere Hobbies, wie Cricket oder Curling, wurden ein wichtiger Teil des Alltags. In dieser Ära der Veränderung verwandelte sich auch Fußball, ähnlich wie Wett- und Kasinospiele, zu einer beliebten Art der Freizeitbeschäftigung. Die landesweite Popularität beider führte sogar dazu, dass Zeitungen begannen ihren Lesern Preise für Fußballwetten zu verschenken.

Kurz danach erfolgten die Institutionalisierung des Fußballs und die Vereinheitlichung seines Regelwerkes. Doch viele Grundregeln des beliebten Ballsports, die für uns heute klar definiert sind, wurden hier nicht aufgeführt, da man auf die Manieren der Spieler vertraute. Der Wettstreit zwischen den Mannschaften und die zunehmende Größe der Events sollten jedoch zu neuen Regelungen führen.

Schiedsrichter: vom Umpire zum heutigen Schiedsrichter

Heute kaum zu glauben, aber tatsächlich fanden die ersten Fußballspiele ohne Schiedsrichter statt. In den Anfangsjahren waren die Teamkapitäne die Spielleiter, die bei Regelverstoß das Spiel unterbrachen und den Ball zum erneuten Spielstart dem Gegner reichten. Erst zehn Jahre nach der Einführung von einheitlichen Regeln wurden Unterschiedsrichter, auch Umpire genannt, eingeführt, um Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, die ein flüssiges Spiel verhinderten. Bei Zweifelsfällen standen sie den Mannschaftsführern als Ratgeber zur Seite. Doch Uneinigkeiten zwischen den Umpires am Rand des Spielfeldes führten dazu, dass 1880 der Referee in das Regelwerk aufgenommen wurde. Er sollte in Streitfällen zwischen den Umpires die richtige Entscheidung fällen sowie als Beobachter unfaires Spiel weiterleiten. 1892 wurden, anlässlich einer umfangreichen Revision des Regelwerkes, die Umpires von Linienrichtern ersetzt  und dem Schiedsrichter untergestellt. Der neue Spielleiter war nun der Referee, der zum alleinigen Spielleiter auf dem Feld ernannt wurde.

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Foulspiel und Karten

Heute ebenso unvorstellbar, doch lange Zeit gab es keine eindeutige Foulregelung. Man ging davon aus, dass der durchschnittliche Gentleman kein unfaires Spiel beging. Doch die Realität zwang 1891 die Einführung des Strafstoßes. Deutlich jünger ist die Nutzung der Roten und Gelben Karte. Bei den Spielen Argentinien gegen England und Chile gegen Italien in der WM 1966 kam es zu drastischen Szenen, in der die Entscheidungen des Schiedsrichters nicht befolgt wurden. Spieler gaben vor den Schiedsrichter nicht verstanden zu haben. Auf Vorschlag des englischen Referees Ken Aston, der sich von der Verkehrsampel inspirieren ließ, wurden in der nächsten WM zum ersten Mal die Rote und die Gelbe Karte eingesetzt. 1991 wurde der direkte Einsatz der Roten Karte durch die Einführung von Gelb-Rot geschwächt sowie  Sanktionen für folgende Spiele abhängig von der Kartefarbe klar differenziert. Neuerdings können auch Trainer mit Karten verwarnt werden.

Abseitsregel: die Einführung des Passspiels

Die Abseitsregel ist genauso alt wie die Fußballgeschichte selbst. Doch sie entschied sich gewaltig von der uns heute bekannten Form. Abseits wurde entschieden, wenn die Angreifer zum Zeitpunkt des Zuspiels im Feld näher zum gegnerischen Tor standen als der Ball selbst. Dies führte dazu, dass nur durch Dribblings und Zweikämpfe Tore geschossen werden konnten. Das Passspiel entwickelte sich erst nach der Neuregelung des Abseits. 1866 wurde die „Drei-Spieler-Regel“ eingeführt. Ein Spieler stand nur dann im Abseits, wenn er bei der Ballannahme weniger als drei Gegner vor  sich hat. Weiter Veränderungen folgten. 1907 wurde das Abseits in der eigenen Spielhälfte abgeschafft. 1920 wurde das Abseits beim Einwurf aufgehoben. 1925 wurde entschieden, dass im Augenblick der Ballabgabe zwischen dem Angreifer und dem Tor mindestens zwei Gegenspieler aufhalten müssen. 1990 wurde zugunsten eines flüssigeren Offensivspiels die „gleiche Höhe“ abgeschafft, d. h. das Abseits zählte nicht mehr, wenn der Angreifer auf der gleichen Höhe mit dem vorletzten Gegenspieler positioniert war. Da das Abseits in vielen Spielen ein heißes Thema ist, werden Regelveränderungen auch in der Zukunft keine Überraschung sein.

Ob die Position des Schiedsrichters, das Foulspiel oder das Abseits, Regeln sind seit der Geburtsstunde des Fußballs im 19. Jahrhundert kontinuierlich einer Veränderung ausgesetzt, die das beliebte Spiel den äußeren Umständen anpassen. Das Ziel ist den Spaßfaktor für die Zuschauer aufrechtzuerhalten und die Fairness auf dem Feld zu sichern. Auch für die EM 2020 wünscht man sich eine optimale Ausführung der Fußballregeln. Aktuelle Diskussionen über den Einsatz des Videobeweises beweisen es uns

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